Im Laufe der Recherchen zur Geschichte von Crawinkel tauchen immer wieder verschiedene Schreibweisen und Aussprachen des Ortsnamen auf. Am bekanntesten ist die Bezeichnung "Cravunkele" als bisher erste bekannte, urkundliche Erwähnung im Jahrt 1088 in den Annalen des Klosters von Goseck.
Eine andere Schreibweise war "Gemeinde Crawingkell" in einer im Jahr 1659 erstellten Dorfordnung im fürstlich-sächsischen Amt Wachsenburg und Ichtershausen unter der Bezeichnung „Dorff Innungs Puncta".
Die bisher bekannteste Zusammenfassung zur Namensforschung veröffentlichte einst Käthe Bohnhardt aus Plaue/Thüringen unter der heimatgeschichtlichen Sammlung
Die Steigerhohle hat es mir erzählt...
Crawinkel - Drei Namensformen von Crawinkel
In sehr alten Zeiten, als die von Erfurt kommende Waldstraße zum mittleren Thüringer Wald noch durch die liebliche Landschaft führte, die man jetzt Drei-Gleichen-Gebiet nennt, gab es am Fuße des aufsteigenden Gebirges für den Bereich des heutigen Ortes Crawinkel diesen Namen noch nicht. Jedoch wurde in dem Buch „Beschreibung des Kirchen- und Schulenstaates im Herzogthum Gotha" aus dem Jahre 1753 eine alte Sage in unsere Zeit herübergerettet, in welcher es heißt:
„Das Dorf Crawinckel soll seinen Namen von einem vor Alters mit dickem Holtze umgebenen Platz, welcher einem Winkel ähnlich gesehen, bekommen haben...
Der Ort, wo nun Crauwinckel liegt, ist sonst Schnepffenhört genennet worden."
Unter dem mit dickem Holze umgebenen winkligen Platz könnte man sich sehr gut eine früher übliche, durch Wall, Graben und Hecke geschützte Dorfbefestigung vorstellen, zumal es auch heute noch im Orte heißt, die ältesten Häuser Crawinkels hätten „im Zipfel" gestanden, wobei die Dorfausdehnung in Richtung Wölfis gemeint ist. Außerdem wird von vielen Einheimischen auch noch der Name „Cramong" als Ortsbezeichnung verwendet.
Crawinkel am Thüringer Wald - sein heutiger Name
Ist uns bekannt, daß die Ortschaft Crawinkel auch schon die Namen Cramong und Schnepffenhört getragen haben soll, so interessiert auch die Entstehung des jetzt gültigen Namens.
Durch die Jahrhunderte hindurch hat sich seine Lautung und Schreibweise mehrfach gewandelt. Darum seien diese sich immer wieder verändernden Formen nachstehend genannt:
Cravunkele
Crawinkel
Krawinkil
Krawunkel
Krawinckel
Grauwinkel
Grau Winkel
Die Sage hat uns aufbewahrt, der Ortsname sei aus der Wortform Gravincella (= Gräfenzella = Kapelle [Zelle] des Grafen) entstanden, weil ein Käfernburger Graf eine kirchliche Zelle (Kapelle) an diesem Platz habe errichten lassen, wie auch die benachbarten Orte Gräfenroda und Gräfenhain Gründungen dieser Herrscher seien. Wurden doch mit Einführung des Christentums an wichtigen Straßenzügen und Verkehrsknotenpunkten Gebetsstätten gebaut, wie es sich z. B. hier an einem sehr wichtigen Schnittpunkt der uralten Loiben- oder Waldstraße mit der Waldsaumstraße anbot.
Es ist erwiesen, daß in der Mitte des Dorfes auf einer kleinen Anhöhe anstelle der heutigen Kirche zuerst eine Kapelle gegründet worden war, wie uns noch heute eine an der östlichen Turmmauer eingelassene steinerne Tafel bekanntgibt, die gleichzeitig eine kunstgeschichtliche Rarität des Ortes darstellt. Die eingemeißelten lateinischen Wörter in gotischer Schrift berichten, daß 1421 aus der Marienkapelle die erste Kirche erbaut wurde.
ANNO DNI MCCCCXXI NEC STRVE TORA EST IN CERTA IN HONORE BEATE MARIE VIRGINIS PER MAGISTROS FABRICE HENREV KOCEL HENREV EBR HARD.
Was übersetzt heißt:
„die den Beginn des Kirchenbaues 1421 zu Ehren der heiligen Jungfrau Maria durch die Werkmeister Heinrich Kozel und Heinrich Eberhardt beurkundt, die aus der Marienkapelle die erste Kirche erbaut haben."
Man nimmt die Gründung des ersten sakralen Gebäudes schon in einer Zeit vor 1000 an, da bereits um 724 durch den Missionar Bonifatius in Ohrdruf eine Kapelle entstanden war. Der älteste Teil der Kirche ist die Sakristei, welche wahrscheinlich aus der Marienkapelle hervorgegangen ist, denn auf ihrem Kreuzgewölbe und den starken Außenmauern ruht der Turm.