Wiederaufbau von Crawinkel - Kriegstagebuch: 11. April 1945
(Aktueller Stand 10.4.2022)
Am 11. April 1945 traten die Alliierten im Bereich des deutschen LXXXV. Armeekorps auf breiter Front zum Vormarsch an. Der Angriff war Teil der amerikanischen Offensive in das industrielle Herz Mitteldeutschlands. In nur 3 Tagen wird es nun gelingen, dass das Thüringer Kernland durchstoßen und die wichtigen Städte Erfurt, Weimar, Apolda und Jena besetzt werden. Die Saale wird auf der gesamten Angriffsbreite überschritten. Obwohl die deutschen Militärs und die nationalsozialistische Führung weiter einen sinnlosen Widerstand planten, kam es in weiten Teilen zum Glück nicht zu noch höheren Schäden und Opfern. Ausschlaggebend war die militärische Übermacht der amerikanischen Streitkräfte und das teils couragierte Verhalten vieler Deutscher, die sich gegen die Verteidigung auflehnten.
Der Pfarrer Hermann Brettschneider aus Wölfis setzte sich ebenfalls mutig und engagiert für seine zusätzlichen Pfarrstellen in Crawinkel und Gossel ein. Die SS hatte sich auf der Gossler Höhe festgesetzt und unser Pfarrer wollte verhindern, dass Gossel das gleiche Schicksal ereilt wie Crawinkel. Deshalb begab er sich als Parlamentär zusammen mit einem amerikanischen Offizier und einem weiteren Mann am 10. April nach Gossel, um eine Kapitulation zu bewirken. Noch vor Gossel fing die SS die Gruppe ab. Ein SS-Offizier nahm dem Amerikaner die Pistole und die Uhr weg, beschlagnahmte den Jeep und beschimpfte die Drei. Als Ersten führte man Pfarrer Brettschneider, Vater von drei Kindern, weg und wollte in auf dem Friedhof erschießen. Nach einiger Zeit kamen sie aber mit ihm wieder zurück. Es folgte eine längere Beratung, nach der die drei Gefangenen zum Stab gebracht werden sollten. Ein SS-Offizier verschwand mit seinen Leuten im US-Jeep. Doch dann schlugen Granaten in der Nähe des Gasthofes ein, in dem die Gefangenen fast den ganzen Tag festgehalten wurden. Die weiteren deutschen Verteidiger verließen Gossel daraufhin panikartig in Richtung der Rheinsberge bei Plaue. Auch die Bevölkerung flüchtete jetzt aus dem Ort. Der Pfarrer veranlasste noch einige Einwohner ein weißes Tuch auf dem Kirchturm zu befestigen, was auch umgehend geschah. Nach längerer Zeit wurde der amerikanische Beschuss auf Gossel dann eingestellt. (Quelle: Leffler) In der Nacht vom 10. Zum 11. April wurde Gossel besetzt. Am darauffolgenden Tag besetzten die Amerikaner spätestens das komplette Jonastal und rückten in weite Teile Thüringens vor.
Dr. med. Charlotte Berkes kam am 12. März 1945 im Alter von 27 Jahren als Landärztin von Breslau nach Crawinkel. Sie war es auch, die am 10. April zusammen mit der Hebamme in einem Keller ein Kind zur Welt brachte. Sie erinnerte sich, dass alle trotz des Elends in euphorischer Stimmung waren, aßen und tranken munter drauf los, als ob nichts geschehen wäre und es nichts Wichtigeres gäbe – ein kleines Stück Normalität. Sie erinnerte sich weiter, dass die Amerikaner einen Tag später schwer bewaffnet in unser Dorf in Zweierreihen kamen. Am Morgen des 11. Aprils wurde Crawinkel vollständig besetzt und gleichzeitig befreit. Ab 6 Uhr in der Früh rückten amerikanische Truppen in Kompaniestärke in das Dorf. Während die Amerikaner zuerst den Ortsteil oberhalb der Bahnlinie besetzten, flüchteten die letzte deutschen Soldaten in Richtung Frankenhain. Noch während der Besetzung kam es zu einem seltsam komischen Ereignis. Während das Oberdorf schon besetzt war, kam ein deutsches Fahrzeug mit mehreren Soldaten plötzlich aus dem Wald und war auf der Suche nach der Truppe und der Fluchtroute. Einwohner wiesen ihnen den Weg querfeldein nach Frankenhain vorbei an den amerikanischen Truppen. Marianne Ballenberger erinnerte sich: „Wir waren am Morgen des 11. April inzwischen aus den Kellern in das gegenüberliegende Haus unserer Verwandten, Paul Ostermann (ehemaliges Cafe Langenhan), umgesiedelt. Die Amerikaner kamen ins Haus, schnüffelten überall herum und versuchten, mit den jüngeren Frauen Kontakt aufzunehmen. Bis zum Mittag war dann das ganze Dorf besetzt. Die Amis vermieden jegliches Risiko. Sie gingen äußerst vorsichtig vor und sicherten jedes Haus und jeden Winkel.“ Frau Dr. Berkes hatte den Eindruck, dass auch die amerikanischen Soldaten Angst hatten, mehr als die Einwohner, die das Schlimmste nun scheinbar überstanden hatten. Sie schrieb in ihren Erinnerungen „Alles Gelingen ist Gnade“: “Wir Deutschen säumten schweigend die Straße. Die Ängste waren nun vorbei! Das Schießen der Bordwaffen, die Flieger! Endlich Ruhe! Frieden und hoffentlich Freiheit! Das Dorf war beschädigt, aber die Anzahl der Toten war nur gering, so dass sich die Amerikaner über diese Geringfügigkeit wunderten.“ (Quelle: Leffler)
Erst nach der Besetzung war das ganze Ausmaß der Verwüstung so langsam zu erfassen. Einige besaßen nur noch das, was sie am Leibe trugen, erinnerte sich Helmut Sommer. Es waren 76 % der rund 1.000 Gebäude und Wohnhäuser in Crawinkel beschädigt oder zerstört. Die Opferzahlen unter der Bevölkerung und den Soldaten waren vergleichsweise zu anderen Dörfern und Städten gering, die ebenfalls zum Kampfgebiet erklärt wurden. Ein großer Unterschied war, dass es hier keine erbitterten Kämpfe während der Hauptangriffe vom 7. bis 10 April gab. Nur 12 Crawinkler und weitere Zwangsarbeiter starben durch die Angriffe. Es grenzt an ein Wunder, dass nicht noch mehr Opfer zu beklagen waren. Dies lag vermutlich daran, dass sich viele Einwohner in den Kellern, Wäldern und auch in den Stollen im Jonastal in Sicherheit bringen konnten. Obwohl sich in den letzten Kriegstagen abwechselnd nur noch pro Tag 50 bis 60 „Durchhaltekämpfer“ in Crawinkel festgesetzt hatten, war die wehrlose Bevölkerung machtlos gegen diesen Wahnsinn, was die mehrfach gescheiterten Versuche zur kampflosen Übergabe gezeigt hatten. Auch über 60 Kühe und Kälber waren in den Flammen und durch Beschuss umgekommen. Die Familie von Marianne Ballenberger zählte allein über 75 kleine und große Löcher in ihrem Wohnhaus, die mutmaßlich durch die Einschläge von Bordwaffen entstanden waren. Überall lagen die Splitter umher. Fenster, Türen, Möbel, das Sofa und vieles andere mehr wurde beschädigt oder zerstört. Es sah sehr wüst aus in den Gassen und Straßen. Auch die Kirche wurde beschädigt. In der Großen Bahnhofstraße, vor dem Bahnübergang, hatte eine Bombe einen großen Trichter hinterlassen. Dort gingen ebenfalls vier Häuser verloren (Quelle: Leffler) Der Krieg schien nun zu Ende zu sein, aber am 16. April folgte noch einmal ein kritisches Ereignis und bange Stunden. Zerstörtes Kriegsgerät aller Beteiligten stand überall herum. Ein Kettenantriebsrad eines US-Sherman Panzers liegt heute zur Mahnung in der Alten Mühle in Crawinkel.
Schon während der Besetzung von Crawinkel setzen die Amerikaner über die B88 den deutschen Truppen in Richtung Frankenhain nach. In der Nacht vom 10. zum 11. April wurden auch im Nachbarort die deutschen Panzer und Geschütze abgezogen. Nur vereinzelt fielen noch Schüsse. Auch Frankenhain erlebte ab da endlich wieder ruhigere Nächte. Am Vormittag des 11. Aprils setzte dort plötzlich ein unheimlicher, immer näherkommender Lärm ein. Schwere amerikanische Kettenfahrzeuge bewegten sich von Ohrdruf/Crawinkel und gleichzeitig von Oberhof aus auf Frankenhain zu. Weder Panzersperren noch Gräben konnten die Amerikaner aufhalten. Die Hindernisse wurden von den Panzern fast problemlos beiseite geräumt. Gegen 11 Uhr war Frankenhain von den amerikanischen Truppen eingenommen worden. Die noch einige Tage brennenden Feuer mahnten an Frankenhains wohl schrecklichste Zeit. Die Freiwillige Feuerwehr hatte in dieser Zeit unter schwierigsten Bedingungen wirklich große Leistungen vollbracht.
(Quelle: http://feuerwehr.frankenhain.de/geschichte.htm)
Auf Gräfenroda erfolgte am 3. April der erste Luftangriff. Noch während die Bomben fielen, ist die Jugendfeuerwehr zur Brandbekämpfung an der Gaststätte "Erholung" im Einsatz gewesen. Durch Artilleriebeschuss entstand in der Nacht vom 10. zum 11. April ein Feuer in der Bäckerei Heißner (heute Käding). Unter Lebensgefahr führte der Leiter der Jugendfeuerwehr Ernst Bauß (im Alter von 17 Jahren) gemeinsam mit den anderen Kameraden den Löschangriff durch. Der Brand war nach acht Stunden gelöscht.
(Quelle: https://www.feuerwehr-graefenroda.de/feuerwehr/geschichte-1/)
Liebenstein lag in der Nacht vom 10. zum 11. April 1945 sowie morgens unter US-Artilleriebeschuss. Der Kirchturm wurde zerstört und mehrere Gebäude wurden getroffen, ohne dass es zu einem Brand kam. Danach rückten die amerikanischen Truppen vor. Auch die Bahnanlagen waren gegen Kriegsende stark beschädigt worden. (Quelle: wikipedia)
In Erfurt kam es am 11. und 12. April noch zu opferreichen Gefechten, da sich der Kampfkommandant Oberst Otto Merkel weigerte zu kapitulieren. Dass in Erfurt nicht noch größerer Schaden angerichtet wurde, lag allein an den schwachen Verteidigungskräften von Wehrmacht, Waffen-SS und Volkssturm, die die US-Truppen vor keine echten Probleme stellten. Dabei wäre eine kampflose Übergabe durchaus denkbar gewesen. Unmittelbar vor der Einnahme Erfurts spielten sich hinter den Kulissen dramatische Szenen ab. Nach heftigen Debatten im Befehlsstand Merkels auf dem Petersberg befahl der Kommandant sogar die Erschießung von Oberbürgermeister Walter Kießling, der energisch für eine kampflose Übergabe der Stadt plädiert hatte. Allerdings konnte sich Kießling, durchaus ein eingeschworener Nationalsozialist, in den Wirren der letzten Kriegsstunden der Hinrichtung entziehen. Viele so genannte „Wehrkraftzersetzer“ und Deserteure hatten da weniger Glück. Ihnen ist seit 1995 das Denkmal für den unbekannten Wehrmachtsdeserteur am Petersberg gewidmet. Obwohl die militärische Lage aussichtslos war, fühlte sich Merkel gegen alle Vernunft an seinen Eid auf den „Führer“ gebunden. Außerdem wollte er „der an der Saale aufmarschierenden Armee jeden und auch den kleinsten Zeitgewinn“ verschaffen. Den weiteren Vormarsch der 3. US-Armee unter General George Patton konnte auch die an der Saale geplante Abwehrstellung freilich nicht stoppen.
Nachdem die gegnerische Luftwaffe noch einmal gezielte Angriffe auf Erfurt geflogen hatte, begann am 11. April der konzentrische Angriff auf die Stadt von Norden, Westen und Süden. Von Gispersleben über die Nordhäuser Straße, aus den westlichen Vororten und durch den Steiger stieß man Richtung Stadtzentrum vor. Notdürftig aufgeschichtete Barrikaden und schlecht ausgerüstete Soldaten und Volkssturmmänner sollten die mit Panzern und Luftunterstützung vorrückenden US-Soldaten aufhalten. Keine Rücksicht wurde dabei auf die rund 200.000 Zivilisten in der Stadt – Bürger, Flüchtlinge, Zwangsarbeiter – genommen. Am späten Nachmittag des 12. April schwiegen schließlich die Waffen. Die Kämpfe um Erfurt kosteten selbst den überlegenen amerikanischen Truppen 55 Gefallene und 165 Verwundete. Die Opfer auf deutscher Seite dürften noch höher gewesen sein. Artilleriebeschuss sorgte für letzte erhebliche Zerstörungen wie etwa der Häuser am „Angereck“ und des Verwaltungsgebäudes der Gewehrfabrik am Mainzerhofplatz. (Quelle: http://www.erfurt-web.de/Kriegsende_12._April_1945)
Das KZ Buchenwald war zum Zeitpunkt seiner Befreiung zusammen mit seinen vielen Außenkommandos das größte Häftlingslager des 3. Reiches. 10 Uhr morgens heulten am 11. April die Sirenen und gaben "Feindalarm". Im Lager erfolgte die Ansage: "Sämtliche SS-Angehörige sofort aus dem Lager!" Der Lagerälteste Hans Eiden und Franz Eichhorn wurden ans Lagertor befohlen. Der KZ-Kommandant Pister kündigt den Abzug der SS an. 10:30 Uhr mobilisierte das Internationale Lagerkomitee die Widerstandsgruppen und gab illegal beschaffte Waffen aus. Gegen Mittag flohen die Angehörigen der SS-Kommandantur. Die Besatzungen der Wachtürme setzen sich ab. 13 Uhr näherten sich die ersten zwei Panzer der 4. US-Panzerdivision aus Richtung Hottelstedt. 14 Uhr wurden zwölf amerikanische Panzer in der Nähe des Wirtschaftshofes gesichtet. Vier umfuhren das Lager am nördlichen Rand. Es setzten schwere Gefechte zwischen amerikanischen Truppen und der SS westlich des Lagers ein. 14:30 Uhr überrollten Panzer des 37. Panzerbataillons der 4. US-Panzerdivision den SS-Bereich ohne zu stoppen. Die Überreste der SS war militärisch besiegt. Gegen 14:45 Uhr sammelten sich die bewaffneten Widerstandsgruppen bei den Baracken 3 und 4 unterhalb des Appellplatzes und begannen mit der Besetzung des Lagers. 15 Uhr stiegen Otto Roth und zwei Elektriker in das Torgebäude ein. Der Lagerälteste Hans Eiden folgte, hisste die weiße Fahne und unterrichtet das Lager in einer Lautsprecherdurchsage über die Situation. Die ehemaligen Häftlinge und Widerstandsgruppen hatten bis 16 Uhr die Kontrolle über das Lager übernommen und 76 Gefangene gemacht. 16:45 Uhr kamen Vertreter von zehn Nationen zusammen und setzen einen Lagerrat und verschiedene Kommissionen ein, die das Überleben aller Häftlinge sicherstellen sollten, was auch dringend notwendig war. In den ersten Tagen waren sie sich Großteils selbst überlassen. Gegen 17 Uhr traf am Lagertor ein US-Jeep mit zwei Aufklärern der 4. US-Panzerdivision ein - die Franzosen Emmanuel Desard und Paul Bodot. Gegen 17:10 Uhr betrat ein Aufklärungstrupp der 6. US-Panzerdivision das Lager am nördlichen Ende. Captain Frederic Keffer, Sergeant Herbert Gottschalk, Sergeant Harry Ward und Private James Hoyt werden als Befreier begrüßt. Wie Desard und Bodot bleiben aber auch sie nur kurze Zeit. (Quelle: https://www.buchenwald.de/473/) Niemand hatte die vorrückenden US-Streitkräfte über das Lager, dessen Bedeutung und Lage informiert. Der Auftrag an diesem Tag war ein anderer und so fuhren sie befehlsgemäß weiter. Den Kampfgruppen folgten erst einige Zeit/Tage später weitere Soldaten, die sich einen Überblick über das Lager und die Zustände machten.
Wenige Tage zuvor waren im KZ Buchenwald, um die Spuren der Kriegsverbrechen zu verwischen, auch von hier zirka 28.000 Menschen des Stammlagers und zusätzlich zusätzliche 13.500 Häftlinge aus den Außenkommandos auf "Todesmärsche" getrieben worden. Am Tag der Befreiung verbliebenen 21.000 Häftlinge im Stammlager. Am gleichen Tag, als Crawinkel vollständig besetzt wurde, erreichten US-amerikanische Truppen ebenfalls das KZ Buchenwald. Die Widerstandsgruppe im Lager bemühte sich bis zum Schluss, die vollständige Evakuierung zu verzögern, um möglichst vielen Häftlingen die Befreiung durch die Amerikaner zu ermöglichen. Täglich kamen neue Marschkommandos mit entkräfteten Häftlingen der Außenlager hinzu. Die zusätzlichen Strapazen und Entbehrungen durch weitere Todesmärsche und „Evakuierungszüge“ überlebten zwischen 12.000 und 15.000 Menschen nicht. Genauere Angaben sind auch heute nicht möglich. Die schrecklichen Kriegsendphasenverbrechen an den S III Häftlingen aus Ohrdruf, Crawinkel und Espenfeld gingen daher über den 11. April hinaus. Noch am Tag der Befreiung von Buchenwald, passierte ein von S III kommendes Kommando von etwa 1.200 Häftlingen Kranichfeld. Der Todesmarsch ging durch Tannroda und durch das thüringische München. Der Überlebende Stefan Widanski aus Polen war zum Zeitpunkt der Todesmärsche 19 Jahre alt. 2005 war er zu Gast in der Regelschule „Am Kienberg“ in Crawinkel. Im Januar 1945 kam er als Häftling in die Muna Crawinkel. Er war damals klein, schmächtig und hatte daher Glück, als er in die Häftlingsküche versetzt wurde und nicht zum Stollenkommando. Sein Todesmarsch von Crawinkel aus führte ihn über Buchenwald bis nach Regensburg. Sie waren mehrere Wochen zu Fuß unterwegs. Als eines der schlimmsten Erlebnisse auf dem Marsch schilderte er, wie unter den Häftlingen um Essensreste gekämpft wurde. Wenn Mithäftlinge merkten, dass einer noch Brot oder Ähnliches hatte, wurde der Betreffende oft von anderen Häftlingsgruppen überfallen, abgestochen und die Brotreste geraubt. Jeder musste eben selbst zusehen, wie er durchkam.
Für weitere Orte sind zusätzlich Gräber von S III Häftlingen verzeichnet, die nicht auf dem Weg nach Buchenwald liegen. Diese Massengräber stammen aus den Evakuierungstransporten von Buchenwald. Für Magdala ist verzeichnet, dass auf dem Ortsfriedhof ein Gemeinschaftsgrab mit Gedenkstein an sechs unbekannte Häftlinge eines Todesmarsches vom Außenlager Ohrdruf S III erinnert, die im Frühjahr 1945 von SS-Männern ermordet wurden. Ein ähnliches Gedenken für fünf gleichfalls unbekannte und ermordete Häftlinge wurde auf dem Friedhof des Ortsteils Göttern errichtet. In Ottendorf steht ein Gedenkstein auf dem Friedhof. Er erinnert an zwei ermordete KZ-Häftlinge, die bei einem Todesmarsch vom KZ-Außenkommando Ohrdruf in Richtung KZ Flossenbürg von der SS im April 1945 durch den Ort getrieben wurden. In Remda-Teichel wurden 14 KZ-Häftlinge bzw. Kriegsgefangene begraben, die 1945 auf tragische Weise Opfer eines US-amerikanischen Tieffliegerangriffs wurden. In einer Gedenkanlage auf dem Neuen Friedhof von Sundremda wird an vier KZ-Häftlinge aus Polen erinnert, die von SS-Männern ermordet wurden, als eine Todesmarsch-Kolonne aus dem KZ-Außenkommando Ohrdruf den Ort passierte. Ebenfalls am 11. April 1945 wurde einer der letzten Transportzüge mit Häftlingen aus dem KZ Buchenwald auf dem Bahnhof von Großschwabhausen von US-Flugzeugen beschossen. 5 Häftlinge wurden Opfer des Angriffes und wurden auf dem Ortsfriedhof bestattet.
Die deutsche 11. Panzer-Division zog sich im Verlauf des 11. Aprils hinter den Gera-Abschnitt zurück. Die 90. US-Infanterie-Division rückte rasch vor, nachdem der organisierte Widerstand zusammenbrach. Sie stieß auf Langewiesen, Gehren und Großbreitenbach vor. Aufklärungseinheiten stießen über Königsee vor. Die 87. US-Infanterie-Division rückte schnell vor bis Stadtilm und Bad Blankenburg. Die 11. Panzer-Division verlor bis Mittag die Linie beiderseits Stadtilm - Königsee und Oberweißbach und hielt danach die Linie Elleben - Osthausen - Ellichleben - Stadtilm. Das Saale-Tal bei Rudolstadt konnte noch gehalten werden.
Für Crawinkel gilt daher im besonderen Maß die Zeile: „Auferstanden aus Ruinen und der Zukunft zugewandt“. Wir sollten daher alles daransetzen, dass Niemand in Thüringen solche Tage und Nächte je wieder erleben muss und der Frieden erhalten bleibt. Ebenso müssen wir alles daransetzen, dass diese Ereignisse in Zukunft nicht vergessen, verklärt oder ins Lächerliche gezogen werden. Niemand darf solch Tage und Nächte je wieder erleben müssen.
Klaus-Peter Schambach
Förderverein Alte Mühle e.V.