Die Zerstörung von Crawinkel - Kriegstagebuch: 1. April 1945
(Stand 01.04.2020)
Am Morgen des 1. Aprils 1945 heulten um 7 Uhr die Sirenen in Creuzburg an der thüringisch-hessischen Grenze - Feindalarm. Der Angriff durch amerikanische Kampfeinheiten der 3. US-Armee unter General Patton stand kurz bevor. Viele Einwohner flüchteten aus ihren Häusern in die Seitentäler der nahegelegenen Wälder und in einen Felsenkeller. Durch die folgenden Kampfhandlungen wurde Thüringen zum Frontgebiet. Infolge der Angriffe und der verzweifelten und sinnlosen Verteidigung der Werra-Linie wurde Creuzburg dabei fast vollständig zerstört. Fast ganz Creuzburg stand in Flammen. Als später die Bewohner Creuzburgs aus ihren Verstecken zurückkehrten, standen viele vor dem Nichts. 85 % der Stadt lagen in Schutt und Asche.
General Patton erhielt kurzfristig freie Hand für einen Vorstoß nach Thüringen, obwohl die linken und rechten US-Einheiten noch in Kämpfe mit deutschen Streitkräften im Rückraum verwickelt waren. Entgegen oft anders veröffentlichter Hauptziele war die im Raum Ohrdruf vermutete, deutsche Befehlszentrale auf direktem Weg schnellstmöglich auszuschalten. Kurz zuvor wurde der Plan verworfen worden, den Bereich Ohrdruf über eine Luftlandeoperation bereits Ende März anzugreifen und zu erobern. Die Hinweise verdichteten sich, dass rund um Ohrdruf Teile der deutschen Heeres- und Wehrmachtsführung gefangengenommen werden könnten.
In Crawinkel war davon noch nicht viel mitzubekommen. Am 1. April 1945 fiel die erste Bombe in der Nähe des Dorfes im Bereich des „Hopfen". Der weltberühmte Waffenstillstandswaggon wurde zum ersten Mal in Bahnhofsnähe von Schülern gesichtet – er war strengstens bewacht und sie mussten sich überstützt zurückziehen. Täglich waren Frühs Häftlingskolonnen in Richtung Jonastal zu beobachten, die abends wieder zurück ins Konzentrationslager in der Muna getrieben wurden.
Klaus-Peter Schambach
Förderverein Alte Mühle e.V.