Auf den Spuren der Crawinkler Instrumentenbauer im 18. und 19. Jahrhundert
recherchiert von Gerhard Fischer († Ortschronist)
sowie Uwe Specht (Instrumentenbauer) aus Crawinkel
Der Geigenbau in den Jahren vor und nach 1800 war neben der Herstellung von Zistern und Zittern ein bedeutungsvolles Gewerbe in Crawinkel. Nur wenige wissen noch davon zu berichten, das der Ort einst ein geschichtlich bedeutendes Zentrum des Thüringer Musikinstrumentenbaus gewesen ist. In dieser Zeit erlangte die Herstellung von Zistern einen beachtlichen Aufschwung. Erhaltene in Crawinkel gefertigten Instrumente befinden sich zum Beispiel in Museen in Leipzig, Gotha, Den Haag, im Hessischen Landesmuseum Darmstadt, im Bachhaus in Eisenach sowie in der Alten Mühle Crawinkel.
Es waren mehrere Familien der Köllmers, die den Geigenbau beherrschten. Dabei sind nicht nur ihre handwerklichen Fertigkeiten hervorzuheben, sondern auch die Kunst, das ihre Instrumente einen guten Klang erbrachten. Vermutlich lernten die ältesten Mitglieder der Crawinkler Geigenbauerfamilie im Vogtland.
In der Regel waren es Geigenmacher, die sich auch mit dem Zisternbau befassten und ein, wenn auch individuell, regionales Modell schufen. Von verschiedenen Instrumentenmachern sind zahlreiche Zistern bekannt. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erlangte in Crawinkel die Herstellung von Zistern eine beachtliche Blüte.
Bedeutende Crawinkler Instrumentenbauer:
Köllmer, Johann Georg (1678 - 1741)
Köllmer, Johann Friedrich
Wolf, Johann Wolfgang (1731 - 1808)
Wolf, Johann Caspar (1754 - ?)
Köllmer, Johannn Michael (1759 – 1814)
Köllmer, Georg Nikolaus (1775 - 1850)
Köllmer, Johann Nicolaus (1794 – ?)
Oelling, Johann Valentin (1822 - 1899)
Langenhaar, Johann Andreas
Bäumler, Johann Christian (1820-1897)
Köllmer, Johann Georg (1678 – 1741)
Geigenbauer
geb. am 3. Februar 1678
gest. am 5. Oktober 1741
Er ist bisher als Geigenbauer unbekannt, wurde aber in der Kirchenchronik bei seiner Todesanzeige als solcher bezeichnet.
["Johann Georg Köllmer, Geigenmacher ist gestorben, den 5.Oktober abends um 8 Uhr, und den 8, dito cum con cione begraben worden atatis 63 Jahr, 33 Wochen und 7 Tage."]
Quelle: Crawinkler Kirchenbücher sowie Die Geigen und Lautenmacher vom Mittelalter bis zur Gegenwart, Willibald Leo Freiherr von Lütgendorff (1856-1937), Frankfurter Verlags-Anstalt a. g.
Köllmer, Johann Friedrich
Geigenbauer
geb.
gest.
Über ihn liegen bisher wenig Informationen vor. Sein Wirken ist von 1760 bis 1770 belegt. Vielleicht war er der Stammvater der Familie. Er stand bei den Musikern in der näheren Umgebung seiner Heimat als geschickter Geigenmacher im guten Ansehen. Sein Modell ist jedoch weder in den Verhältnissen richtig noch elegant in der Form.
Wolf, Johann Wolfgang (1731 - 1808)
Geigen- und Zisternbauer aus Crawinkel
geb. am 08.02.1731 in Crawinkel
gest. am 20.08.1808
J. W. Wolf baute neben Geigen auch Zistern. Wolfs Instrumente sowie diejenigen seines Sohnes weisen im Wesentlichen einheitliche handwerkliche und stilistische Merkmale auf. Er heiratete am 22.02.1754 in Crawinkel Anna Maria Engelmann. Mit ihr hatte er einen Sohn (Johann Georg Caspar, * 18.06.1757), der das Handwerk seines Vaters weiterführte.
Überlieferte Instrumente
- Musikinstrumentenmuseum der Universität Leipzig, Inv.-Nr. 635, Crawinkel, 1798, Zister von J. W. Wolf
Wolf, Johann Caspar (1754 - ?)
Zisternbauer aus Crawinkel
geb. am 18.06.1754
gest.
Sohn von Johann Capar Wolf
Er heiratete am 10.05.1791 Maria Christiane Hoyer aus der Lütsche. Möglicherweise zog er um 1800 in die Lütsche.
Die Zistern der beiden Wolfs weisen einheitliche handwerkliche Merkmale auf, obwohl sie sich in ihrer Größe und Form erheblich voneinander unterscheiden. Neben den Schalllöchern befinden sich Malereien mit Blumengebinden, die bei den Instrumenten von Johann Caspar Wolf in Blumengefäßen stehen. Außerdem ist beim Untersattel ein Halbkreis geschlagen, in dem das Motiv eines auf einem Ast sitzenden Vogel zu erkennen ist.
Überlieferte Instrumente
- Museum für Regionalgeschichte Gotha, Crawinkel 1797, Zister von J. G. C. Wolf
- Privatbesitz, Volker Schwandtner (Ellingshausen), Crawinkel, 1830, Zister von J. G. C. Wolf
Köllmer, Johann Michael (1759 – 1814)
geb. um 1759
gest. am 12.03.1814
Er war der jüngere Bruder von Johann Friedrich Köllmer, der aus der gleichen Schule hervorgegangen sein muss und wahrscheinlich mit seinen Bruder gemeinsam gearbeitet hatte.
Köllmer, Johann Valentin (1768 - 1810)
Geigenbauer
geb. am 18.08.1768
gest. am 05.09.1810
Dieses Mitglied der Familie Köllmer ist bisher nur durch ein in der kgl. Sammlung alter Musikinstrumente in Berlin aufbewahrtes Violoncello (No. 833) bekannt geworden. Dieses zeigt die charakteristischen Umrisslinien der Crawinkeler Schule, unförmlichen Oberkörper und sehr spitze Ecken. Dass die Wirbelmechanik von Köllmer selbst herrührt, erscheint mir unglaublich.
Quelle: Die Geigen- und Lautenmacher vom Mittelalter bis zur Gegenwart
Author: Willibald Leo Lütgendorff
Eine gut gearbeitete Geige mit schönem Deckenholz und gelbem dünnem Lack von ihm von 1781 besitzt Ernst Geisser. Das Modell hat lange )( und ist oben und unten zugespitzt. Der Zettel ist mit gotischen Buchstaben gedruckt.
Geigenzettel: Johann Valentin Köllmer / Violin- und Instrumentenmacher / in Crawinkel. 1800 (gedruckt).
Johann Valentin Köllmer / Violinmacher in Crawinkel 1784 (gedruckt).
The Brompton’s Book of Violin & Bow Makers
Author: John Dilworth
Johann Valentin, Worked circa. 1770-1810. Poorly regulated form with thin yellow varnish. Johann Valentin Köllmer, / Violin- und Instrumentenmacher / in Crawinkel. 1800. Johann Valentin Köllmer / Violinmacher in Crawinkel, 1784.
Quelle: www.amati.com
Köllmer, Georg Nikolaus (1775 - 1850)
Geigenbauer
geb. am 19.08.1775 in Crawinkel
gest. am 21.10.1850
Die Köllmers waren eine in Crawinkel ansässige, weitverzweigte Instrumenten-bauerfamilie. Georg Nicolaus Köllmer wurde als Sohn des Instrumentenbauers Valtín (oder Valentin) Köllmer geboren (vielleicht auch nur Schüler) und der geschickteste Geigenmacher aus seiner Familie und in seinem Wohnorte. Er muß in guten Werkstätten gearbeitet haben. Seine Geigen sind Jacob Stainer und italienischen Vorbildern nicht ungeschickt nachgeahmt, sorgfältig durchgeführt und klingen gut. Er soll viel in der Welt herumgekommen sein, nach Art der Vogtländer Geigenhändler, deren Zettel ihm auch zum Vorbild dienten. Er starb kinderlos mit 75 Jahren in Crawinkel.
Geigenzettel: Georg Nicol. Köllmer 1798 / Erfunden von Jacob Stainer / in Absom prope Oenipontum (gedruckt).
The Brompton’s Book of Violin & Bow Makers
Author: John Dilworth
Georg Nicolas, Born 1775, died 1843. Stainer and Cremonese models. Georg Nicol. Köllmer 1798 / Erfunden von Jacob Stainer / in Absom prope Oenipontum Georg Nicol. Köllmer , Instrumentetnmacher in Crahwinkel Anno 1809
Quelle: www.amati.com
Überlieferte Instrumente
- Gemeentemuseum Den Haag, Crawinkel, 1816, G. N. Köllmer
- Bachhaus Eisenach, Zister vrmtl. G. N. Köllmer aus Crawinkel, frühes 19. Jh., unsigniert
- Museum Osterberg Weida, Crawinkel, 1824, Zister von G. N. Köllmer
- Heimat- und Skimuseum Braunlage, Crawinkel, 1792, Zister von G. N. Köllmer
- Musikinstrumenten Museum Markneukirchen, Zister vrmtl. G. N. Köllmer aus Crawinkel, um 1800, unsigniert
- Oberharzer Bergwerksmuseum Clausthal-Zellerfeld, um 1800, Zister vrmtl. G. N. Köllmer aus Crawinkel, Signatur: G K
- Mühlhausener Privatsammlung
Köllmer, Johann Nicolaus (1794 – ?)
Geigenbauer
geb. am 24.02.1794
gest. nach 1845
Er war vielleicht ein Sohn von Johann Michael Köllmer. Er strebte danach, die in Crawinkel hergebrachten Modelle zu verbessern, und besaß eine gewisse Handgeschicklichkeit. Er ist kinderlos verstorben.
Bäumler, Johann Christian (1820-1897)
Zisternbauer (Zithermacher)
geb. 19.10.1820 in Crawinkel
gest. 21.04.1897 in Crawinkel
Im Sterberegister von Crawinkel wird er als „Landwirt, Maurer u. Zithermacher“ geführt. Es ist offensichtlich, daß er die genannten Tätigkeiten auch tatsächlich ausüben mußte, um die Familie materiell abzusichern - der Instrumentenbau war für Bäumler somit nur ein Teil seines Berufslebens.
Bäumler setzte die Tradition der Instrumentenbauerfamilie Wolf in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Crawinkel fort. Die Gemeinsamkeiten mit den Wolf´schen Instrumenten zeigen sich sowohl in den Größenmaßen, der Mensur, der Anzahl der Saiten, aber auch in der Anordnung der Baßsaite neben dem Griffbrett sowie hinsichtlich der Verwendung von Fichtenholz für Boden und Decke. Es liegt nahe, dass Bäumler in der Werkstatt der Familie Wolf lernte und auch arbeitete.
Quelle: u.a. Crawinkler Kirchenbücher
Überlieferte Instrumente
- Bachhaus Eisenach, 1850, Signatur: 1850, J. Ch. Bäumler in Crawinkel
- Hessisches Landesmuseum Darmstadt
Oelling, Johann Valentin (1822 - 1899)
Geigenbauer
geb. am 30.05.1822
gest. um 1899
Ein braver Musikinstrumentenmacher, dessen Geigen weniger durch schöne Form als durch einen verhältnismäßig guten Ton bemerkenswert sind.
The Brompton’s Book of Violin & Bow Makers
Author: John Dilworth
OELLING, Johann Valentin Born 1822, died 1899 Crawinkel Germany. Undistinguished work.
Quelle: www.amati.com
Langenhaar, Johann Andreas
Geigen- und Zisterbauer
Leider sind keine Kircheneinträge in Crawinkel vorhanden. Der letzte Crawinkler Geigenmacher um 1900, der Violinen, Bässe und Zithern machte (1890 - 1900).
The Brompton’s Book of Violin & Bow Makers
Author: John Dilworth
LANGENHAAR, Johann Andreas Worked circa. 1880-1902 Crawinkel, Thuringia Germany.
Quelle: www.amati.com