aus Die Steigerhohle hat es mir erzählt...
Crawinkel - Drei Namensformen von Crawinkel
von Käthe Bonhardt aus Plaue/ Thüringen
...Die Sage hat uns aufbewahrt, der Ortsname sei aus der Wortform Gravincella (= Gräfenzella = Kapelle [Zelle] des Grafen) entstanden, weil ein Käfernburger Graf eine kirchliche Zelle (Kapelle) an diesem Platz habe errichten lassen, wie auch die benachbarten Orte Gräfenroda und Gräfenhain Gründungen dieser Herrscher seien. Wurden doch mit Einführung des Christentums an wichtigen Straßenzügen und Verkehrsknotenpunkten Gebetsstätten gebaut, wie es sich z. B. hier an einem sehr wichtigen Schnittpunkt der uralten Loiben- oder Waldstraße mit der Waldsaumstraße anbot.
Es ist erwiesen, daß in der Mitte des Dorfes auf einer kleinen Anhöhe anstelle der heutigen Kirche zuerst eine Kapelle gegründet worden war, wie uns noch heute eine an der östlichen Turmmauer eingelassene steinerne Tafel bekanntgibt, die gleichzeitig eine kunstgeschichtliche Rarität des Ortes darstellt. Die eingemeißelten lateinischen Wörter in gotischer Schrift berichten, daß 1421 aus der Marienkapelle die erste Kirche erbaut wurde.
ANNO DNI MCCCCXXI NEC STRVE TORA EST IN CERTA IN HONORE BEATE MARIE VIRGINIS PER MAGISTROS FABRICE HENREV KOCEL HENREV EBR HARD.
Was übersetzt heißt:
„die den Beginn des Kirchenbaues 1421 zu Ehren der heiligen Jungfrau Maria durch die Werkmeister Heinrich Kozel und Heinrich Eberhardt beurkundt, die aus der Marienkapelle die erste Kirche erbaut haben."
Man nimmt die Gründung des ersten sakralen Gebäudes schon in einer Zeit vor 1000 an, da bereits um 724 durch den Missionar Bonifatius in Ohrdruf eine Kapelle entstanden war. Der älteste Teil der Kirche ist die Sakristei, welche wahrscheinlich aus der Marienkapelle hervorgegangen ist, denn auf ihrem Kreuzgewölbe und den starken Außenmauern ruht der Turm.
Die Steigerhohle hat es mir erzählt ...
Crawinkel - Die Kirche des Ortes
Mitten im Ort steht die Kirche, die mit ihrem starken Turm und dem schiefergedeckten Zwiebeldach weithin sichtbar ist. An der Kirche befand sich der Gottesacker, und noch heute ist die Kirche von einer hohen Mauer um-geben.
An der Außenmauer des Turmes befindet sich ein großer Stein mit der Inschrift, daß 1421 aus der Marienkapelle die erste Kirche erbaut wurde und daß man für die Gründung der Kapelle die Zeit vor 1000 annimmt. 1613 wurde die Kirche im romanischen Stil umgebaut und vergrößert. Aber schon 1624 vernichtete eine schreckliche Feuersbrunst die Kirche und den Turm sowie über 200 Gebäude des Dorfes. Nur wenige Häuser blieben verschont. Trotz der schweren Notlage begann man die Kirche im Renaissancestil wieder aufzubauen. Auch der Turm wurde 1650 neu gebaut. Im Jahre 1758 wurde die Kirche nochmals vergrößert und erhielt ihre jetzige Gestalt. In das Mauerwerk wurden Tür- und Fensteröffnungen gebrochen, welche genauso wie das Dach barocke Formen erhielten. Turm und Dach wurden mit Schiefer gedeckt. Der älteste Teil der Kirche ist die Sakristei, die wahrscheinlich aus der Marienkapelle hervorgegangen ist. Auf ihrem Kreuz¬gewölbe und den starken Außenmauern steht der Turm. Das Innere der Kirche ist einfach gehalten. In dem Kirchenschiff befinden sich drei Emporen, die von Pfeilern getragen werden. Weißgestrichene Bänke füllen das Schiff. Die alte Orgel wurde bei dem Angriff im April 1945 zerstört. Bis zum Kriege 1939-45 besaß der Turm drei Glocken, von denen jedoch zwei für Kriegsverwendung abgenommen werden mußten. Die am Turm befindliche Uhr soll schon über 200 Jahre alt sein.
Nach dem großen Brande wurde im Jahre 1650 ein kupferner Knopf auf die Spitze des Kirchturmes gesetzt. Der Turmknopf besteht aus zwei kesselartigen Teilen und ist innen hohl. Späterhin wurde der Knopf zuweilen abgenommen, das letzte Mal am Anfang dieses Jahrhunderts bzw. bei den letzten Reparaturen. Man sagt, daß jeweils eine neue Mitteilung über die verflossene Zeit in diesem Kupferbehälter untergebracht wurde, zuweilen auch einige Münzen. Bereits seit dem 30-jährigen Krieg soll sich in diesem Knopf Material angesammelt haben.
Das Pfarrhaus steht in der Nähe der Kirche mit der Front zur Hauptstraße. Ein kleiner Vorgarten mit Blumen, Sträuchern und Bäumen gibt ihm ein freundliches Aussehen.
Bei Kriegsende hatte das Dorf schwer unter dem Beschüß und den Bombenwürfen der amerikanischen Truppen zu leiden. Auch die Kirche erhielt Treffer von mehreren Seiten. In die Mauern des Kirchenschiffes wurden Löcher gerissen; der Kronleuchter stürzte von der Decke, und die Orgel wurde vollkommer zerstört.
Käthe Bohnhardt • Plaue in Thüringen • Juni 1990
Die C.E. Poppe-Orgel in Crawinkel in der St. Marien Kirche in Crawinkel
erbaut 1866, umgesetzt und restauriert 2002
Weitere Informationen unter roesel-orgelbau.com/referenzen/crawinkel
Wehrkirche Crawinkel
Die Mauer im die St. Marien Kriche wird aufgrund der früher mehrfach erhaltenen Schießscharten als Wehrmauer bezeichnet.